Wie erwartet, funktioniert das mit dem Blog wieder super.
Das hat einen einfachen Grund: Es ist nichts passiert.
Ich bin nach dem ersten Monat umgezogen, weil die Menschen in der WG nicht sehr
gesprächig waren und das Zimmer teuer und ziemlich weit weg von allem war, hatte danach eine
wirklich super WG, hab mich an die Uni gewöhnt, tolle Menschen kennengelernt,
bin an den Wochenenden ab und zu ein bisschen gereist, aber alles in allem
hatte ich einfach meinen Alltag in Buenos Aires. Einzig über das tägliche Chaos hätte ich mich
beinahe täglich auslassen können, aber man will ja nicht ständig meckern,
obwohl eigentlich alles passt.
Auf „langweilige“ Zeiten folgen immer auch interessante, und
wie einige wahrscheinlich schon ein bisschen mitbekommen haben, waren das in
meinem Fall erstmal weniger schöne.
Ich fange mal in Etappen und ganz von vorne an:
Projekt Couchsurfing in Buenos Aires
Meinen letzten Monat in Buenos Aires wollte ich Geld sparen
und ein bisschen Couchsurfen gehen, weil die Miete zwar billiger, aber immer
noch teuer war. Nachdem ich noch ein
paar Tage ohne zu bezahlen in der Wohnung geblieben bin, ging es dann zum
ersten Couchsurfer. Ausgemacht war ca. eine Woche, ich hoffte zwei bleiben zu
können. Natürlich kam es anders als geplant. Wir haben wenig zusammen
unternommen, da weil er untertags arbeiten musste und ich genau in der Woche fast
jeden Tag auf Abschiedsessen und –parties eingeladen war. Am einzigen Abend, an
dem wir was zusammen gemacht haben, musste er sich – was hätte ich von einem
Argentinier auch anderes erwarten sollen – natürlich ganz dezent an mich
ranschmeißen, worauf ich beschlossen habe, keine zwei Wochen bleiben zu wollen
und die Sache mit dem Couchsurfen vorerst wieder auf Eis zu legen.
Uruguay – Montevideo & Cabo Polonio
Auf einer der vielen Abschiedsparties habe ich dann
kurzfristig beschlossen, mit jemandem, den ich schon aus Mendoza kannte,
nochmal nach Uruguay zu fahren. Vom Couchsurfer also an der Strand. Leider kann
es aber halt auch immer schief gehen, mit Leuten zu reisen, die man kaum kennt. So habe ich das Wochenende
mit einem nervigen Besserwisser, der absolut dagegen war, auch nur irgendwas im
Voraus zu planen, Kopfschmerzen und einer vermeintlichen Erkältung verbracht.
Cabo Polonio hat mich trotzdem verzaubert.
Natürlich gab es am
Montag aber keine „Irgendwas-wird-schon-fahren“-Fähre mehr und ich musste noch
eine Nacht in Montevideo bleiben, um am nächsten Morgen ganz früh
zurückzufahren. Fehlanzeige. Es ging wie geplant mit dem Bus nach Colonia, von
da allerdings nicht weiter. Zu viel Wind.
Meine „Erkältung“ machte mir inzwischen ziemlich zu
schaffen, aber auch wenn ich kaum atmen konnte, bin ich den ganzen Tag mit
anderen Backpackern durch Colonia gelaufen. Abends gings dann endlich nach
Buenos Aires und mit einem Tag Verspätung kam ich fix und fertig endlich wieder
in meiner WG an. Genug Betten waren da gerade sowieso frei, um ein paar Tage zu
bleiben ohne das irgendwer was merken würde. Endlich wieder zuhause!
Und die Reise hatte doch was Gutes: Ich hab wunderbare Leute
kennengelernt, mit denen ich nach wie vor viel Kontakt habe.
Das deutsche Krankenhaus
Nach erfolgreichem Verstecken vor der Putzfrau konnte ich am
Mittwoch dann endlich zum Arzt. Diagnose: Hier blüht eben alles ein bisschen
anders. Keine Erkältung, dafür eine entzündete Lunge, sieben Stunden an
diversen Geräten und eine Einladung für den nächsten Tag.
Der war regnerisch und Regen heißt in Buenos Aires meistens
Hochwasser. Also bin ich ins Krankenhaus gewatet und wurde wieder an die Geräte
gehängt.
Hochwasser bedingt aber in Buenos Aires häufig Stromausfall.
Auch im Krankenhaus. Also durfte ich ein bisschen früher wieder gehen, diesmal
ohne erneute Einladung, die Medikamente und ein paar Tage zuhause
(Pustekuchen!) sollten nun reichen. Die Prüfungen in der Zeit hab ich trotzdem
verpasst.
Eineinhalb Monate auf dem Land – das muss gut werden!
Mein Semester war vorbei, in der WG war kaum mehr wer und
ich wollte weiter kein Geld ausgeben, also machte ich mich kurz darauf auf den
Weg auf eine Poloranch in der Nähe der Hauptstadt. Diese Nähe relativierte sich
aber ganz schnell, als ich feststellen durfte, dass ich trotz der täglichen
Besuchen von Touristen völlig von der Außenwelt abgeschnitten war.
Meine Aufgabe dort sollte es hauptsächlich sein, für die
Touris zu überstzen, weil der Besitzer kein Englisch konnte. Bezahlung: Kost
und Logie plus jeden Tag reiten.
Im Endeffekt war ich allerdings eher die Sklavin vom
Besitzer, meine „Kost“ bestand aus den Resten der Touristen und meine „Logie“
beinhaltete kein warmes Wasser und ein schmutziges Bett, in dem ich jeden Tag
ungefähr 20 tote Fliegen gefunden habe. Meine Arbeit fing um halb sieben damit
an, das Frühstück für den Besitzer herzurichten, während er im Garten Vögel
erschossen hat. Dann musste sein Haus geputzt werden, seine Stiefel gefettet
werden, etc., die Zeit mir den Gästen machte wirklich den kleinsten Teil der
Arbeit aus. Ich könnte so viel über diesen Typen erzählen, das bedürfe
allerdings eines eigenen Posts und um ehrlich zu sein, möchte ich nicht mehr
groß darüber nachdenken. Nach sechs Tagen hab ich ihm gesagt, dass ich nicht länger
bleiben werde, worauf ich den Tag über nicht mehr essen und trinken durfte und
irgendwo im Nirgendwo am Rand von Buenos Aires ausgesetzt wurde. Ich war total
zerstört aber vor allem hätte ich nie gedacht, irgendwann so froh zu sein,
wieder in der Chaosstadt zu sein.
Normalerweise würde ich wahrscheinlich nicht so schnell
aufgeben, aber sowas habe ich wirklich noch nie erlebt.
Und jetzt?
Am Rand von Buenos Aires, wo ich ausgesetzt wurde, habe ich
zum Glück einen McDonalds entdeckt. Das hieß erstens, endlich Flüssigkeit, ich
war schließlich den ganzen Tag noch Pferden hinterhergerannt, ohne zu trinken,
zweitens aber vor allem auch WiFi, um mir ein Hostel zu buchen und
herauszufinden, wie ich da hinkomme.
Im Hostel hab ich dann sofort Leute aus Uruguay wiedergetroffen, die mich
abends noch mit auf ein Konzert geschleppt haben, zum Glück, Zivilisation!
Das ist inzwischen zwei Wochen her, ich hab mich von allen
Schocks erholt, mir geht es gut und ich hoffe doch sehr, demnächst wieder
etwas erfreulicheres berichten zu können.
Aber genug geschwätzt, die nächsten Posts gibt’s erstmal
wieder Fotos!